Fragen zu Kleists “Das Bettelweib von Locarno”

(Schreiben Sie Antworten für  1-4 und 5 oder 6)

 

 

1.      Da Kleists “Das Bettelweib von Locarno” als Spukgeschichte gelesen werden kann ist klar. Man liest über einen Spuk, bekommt aber auch einen Sinn vom “Grauenhaften” und “Unheimlichen.” Wie schafft Kleist dieses Gefühl?

 

2.      Die Geschichte liest fast wie ein Bericht, indem zwei verschiedene Vorfälle im Leben eines Marcheses zusammen erzählt wird. Wie werden die zwei Ereignisse (der Tod der Frau und die Zerstörung des Schlosses) zusammen gebracht im Text? Welche narrativen Elemente, bauen eine Beziehung zwischen den zwei Ereignissen auf?

 

3.      Vielleicht liegt der Sinn des “Unheimlichen” daran, dass die Geschichte wie ein  trockener Bericht anfängt, dann zum dramatischen End mit Feuer führt.

 

a. Wie schafft Kleist die Dramatik durch seine narrative Form?  Unterstreichen Sie syntaktische Elemente, Wörter oder andere strukturellen Merkmale, die dabei helfen, die Geschichte zum dramatischen Ende zu kommen.

 

b. Der Text beinhaltet verschiedene parallelen Elemente. Welche strukturelle Elemente widerholen sich und wie helfen diese parallele Elemente das Drama zu erschaffen?

 

4.      Kleists Text beinhaltet zahlreiche Ambiguitäten, die uns dazu führen, eine direkte Beziehung zwischen den zwei Ereignissen zu bezweifeln. Merken Sie Momente in denen Kleist versucht, diese Ambiguitäten zu erschaffen und dem Text einen rätselhaften Charakter zu leihen.

 

5.      Vieler Kleists Leser sehen den Text auch als moralisches Parabel. Der Marchese begeht ein Verbrechen und wird dafür bestraft. Sind Sie damit einverstanden? Was ist sein Verbrechen? Wie wird er bestraft? Welche Rolle spielt der Spuk in dieser Bestrafung? Gibt Kleist uns Raum, an die Unschuldigkeit des Marcheses zu glauben? Kann man “Das Bettelweib” als eine Geschichte der “Sünde und Sühne” (Crime and Punishment) lesen?

 

6.      Freud interessierte sich für das Unheimliche in der romantischen Dichtung. Er benutzt Hoffmanns “Der Sandmann,” um “das Unheimliche” als eine “Rückkehr des Verdrängten” zu demonstrieren. Kann man Freuds These auf Kleists Geschichte applizieren? 

 

der Spuk, -e: spook; ghost

das Grauen: horror

das Ereignis, -se: event; incident

daran liegen: to be due to

einverstanden sein: to consent, to agree

die Rückkehr: return